Montag, Februar 01, 2010

Der Posergamer

Salvete plurimum!

In der Vergangenheit schon über die Potenz von Werten und die Eigenschaften von gutem Crunch ausgelassen.

In den letzten Wochen wurde mir eine weitere Eigenschaften von gutem Crunch bewusst:

Die Mitspieler müssen merken, dass das Crunchy Bit da ist.


Es begab sich also so: Wir spielten D&D4 und ich gab meiner Kämpferin ein Feat, welches bewirkt, dass Kämpfer einen von ihren Kämpfertricks besser können. (Shield Push, für die Interessierten.) Soweit so gut. Nun ergab sich im Laufe des Abends nicht die Gelegenheit, diesen erweiterten Trick einzusetzen und da es mein erster Spielabend war, bat ich noch während des Spiels, das Feat tauschen zu dürfen. Das war auch kein Problem.

Ich wählte jedenfalls "Quick Draw", was es erlaubt Gegenstände in Null-Zeit zu ziehen und nebenbei +2 auf die Ini macht. Zwar ergab sich diesen Abend auch nicht mehr die Gelegenheit, das zu benutzen aber dafür am nächsten.

Die Helden wagen sich also in die Nähe der Ruine, wo die letzte Karawane des Auftraggebers überfallen wurde...

Mitspieler1: Ich ziehe meine Waffen.
Ich: Ich tu das natürlich nicht.
Mitspielerin2: Alter Poser!

Und da habe ich erkannt: Ich bin ein Posergamer.

Und deshalb ag ich auch die anderen Feats, die der Charakter hat. Das magische Zeichen z.B., das nicht nur so schon blau ausschaut, sondern es auch erlaubt, zwei Würfel für Wahrnehmungsproben zu würfeln.

Irgendwann fiel dann Mitspielerin3 auf, dass ich bei Wahrnehmungsproben immer zwei Würfel aus meinem Würfelbecher kippe. Sie bemerkt dieses verwundert.

Ich: Das ist mein Drachenmal.
Mitspielerin3: Ah. Nett.

Aus diesem Grunde ist das Mark of Detection mit dieser Umsetzung viel toller, als wenn es einen Bonus +X auf Wahrnehmungswürfe geben würde. Das käme zwar stochastisch vielleicht aufs gleiche raus, aber das würde wird nie jemand mitkriegen.


Und noch ein Gegenbeispiel: Am Wochenende habe ich in einer anderen Runde Mönch gespielt. Da gibts noch nicht all zu viele Fähigkeiten zur Auswahl, also hab ich zähneknirschend etwas namens "Harmonious Discipline" gelernt. Das kann man als Minor Action aktivieren (man kann sich also zusätzlich in dem Zug noch bewegen und angreifen) und macht dann etwas temporäre Lebenspunkte (quasi eine Art Schadensisolierung) und wenn die verbraucht sind kriegt man für den nächsten Angriff einen Bonus.

Das ist nicht schlecht und es kam auch in jeder Klopperei zum Einsatz. Nur hab ich mir nie die Mühe gemacht, die Spielrunde davon in Kenntnis zu setzen. Warum auch? Was soll ich denen erzählen? "Kithri schaut jetzt besonders diszipliniert aus." ... Das lockt doch keinen Schreckhahn hinterm Ofen vor.

Ich will sowas:

Ich: Kithri springt ab, erwischt den Gargylen an einem Atemi-Punkt auf der Stirn... 10 Schaden... Der verdreht die Augen, macht einen Satz nach vorn und beißt vor Verwirrung seinen Kollegen.

SL: Also soll ich Angriff für ihn würfeln?
Ich: Genau.
SL: ... Damit ist der andere hinüber.

Ich: Feine Sache, da hab ich ihn aber auch schon wieder zu fassen, er kriegt noch fünf Schaden und steht wieder da, wo er herkommt.


Für die D&D-Freunde halten ich fest: Mönch spielen rockt die Wand an.

Für die Spieldesigner: Sorg dafür, dass der Effekt des Crunches möglichst wahrnehmbar ist und Ansätze zur weiteren rollenspielerischen Aufbereitung bietet.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gut erkannt, aber...
...man sollte nicht imer alles dem System in die Schuhe schieben, man kann sich (gerade bei DND4!) und sollte sich als erfahrener Spieler immer seinen eigenen Fluff zum crunch bauen, und zwar so, dass er ingame sichtbar wird! Beispiel DND4: Warden utility lvl 2, eyes of the eagle oder so... gibt saftigen Bonus auf Wahrnehmung, zunächst einmal recht wenig "sichtbar". Beschreibt der Spieler (so geschehen in meiner Runde) den Bonus aber als Adler Spirit welcher mit einem urigen "Kraahhhh" über den Köpfen der Characters auftaucht, kommt gleich ein beeindrucktes "nice shit!" von den Mitspielern.
Langer Rede kurzer Sinn: Spieler, nehmt gefälligst selbst die Verantwortung in die Hand, auch wenn der crunch mal nicht so fluffy ist!

Stefan / 1of3 hat gesagt…

Naja, hier in diesem Blog mache ich es mir gerade zur Aufgabe alles dem Spiel in die Schuhe zu schieben. Das ist quasi Berufsethos. Aber ansonsten hast du natürlich Recht.

reinecke hat gesagt…

Naja, ich gehöre durch aus zur Fraktion, die meinen, ein gutes Spiel, muss das der Spielerin abnehmen. Was die am Spieltisch erzählt, ist doch ihre Sache.

Was 1of3 doch beschrieb, ist, dass die regeltechnischen Auswirkungen meiner coolen Sache am Spieltisch sichtbar sind!
Also extra Würfel, statt Bonuspunkte. Wurfwiederholung, etc.

find ich gut!

Sven/Ein hat gesagt…

Hab ich nie drüber nachgedacht, aber recht hast du. Nerds sind halt auch nur Männer und müssen irgendwie ihre Potenz darstellen. ;)

Craze hat gesagt…

Ich stimme zu. Crunchy bits machen erst wirklich Spaß, wenn sie bemerkt werden – aber das hat man als Spieler durchaus auch selber in der Hand. :)

Es ist außerdem ist höchsten Maße erfrischend endlich mal jemanden über das tolle Rollenspiel schreiben zu sehen, das mit der vierten Edition Einzug gehalten hat. Eine sehr angenehme Abwechslung gegenüber dem, normalerweise üblichen, Gejammer darüber, dass man ja jetzt damit angeblich kein Rollenspiel mehr machen kann.

Ich sehe meine Spieler Moves und Aktionen in einer Farbenfreude beschreiben, wie ich sie vorher lange vermisst habe. Es muss also doch einen Zusammenhang zwischen System und Spielverhalten geben.

Und ich bekenne mich auch zum Posergaming. ^^