Freitag, Oktober 24, 2008

[Balance] Nachträge zu den Grundlagen

Moinsen.

Ionflux hat jüngst auch ein wenig zum ''Balance'' gebloggt.

Er stellt meine Definition von Balance mit einer von sirlin.net gegenüber.

Ich schrieb:
"Balance ist, wenn sich keiner benachteiligt fühlt."

Im genannten Beitrag bei Sirlin liest man:

"A multiplayer game is balanced if a reasonably large number of options available to the player are viable--especially, but not limited to, during high-level play by expert players."

(Ionfluxes Wiedergabe ist sehr "frei". Bei Sirlin steht nichts davon, dass es mehrere Optionen für die gleiche Anwendung geben muss.)

Letzteres gefällt Ionflux besser. - Nur sind die Definienda gar nicht gleich. Sirlin definiert game balance. Ich sprach gleichsam über play balance, wenn man der wundervollen Wortgebrauchsneuschöpfung folgt, die mit game das gekaufte Produkt bezeichnet und mit play das, was am Spieltisch passiert.

Ich fuhr dann fort, dass man ein Spiel (also game) nur insofern als Balanciert ansehen kann, wenn es die Wahrscheinlichkeit für Play-Balance erhöht. Diese Distanzierung trägt, der Tatsache Rechnung, dass anders als bei Computerspielen, also Sirlins Thema, wir nur in sehr beschränktem Maße das letztendliche Play beeinflussen können.

Inhaltlich würde ich an Sirlins Definition kritisieren, dass sie genau jenes von Monte Cook als Elfenbeinturm-Design bezeichnete Vorgehen beinhaltet.

Denn Sirlin schreibt weiter:

Whether MvC2 [ein Prügelspiel] is anything close to balanced is an incredibly complicated question that we'll have to come back to. For now, let's say that most players agree that there are about 10 "top tier" characters in the game. Certainly no more than 15. Yet the game offers a whopping 54 characters! Although percentage-wise, that's pretty poor, I'd have to say that 10-15 characters that are all extremely viable for tournament play is pretty darned good for a fighting game, even if the batting average of playable characters if low. Others might care more about the percentage, but it's a minor point.

Das mag für die besagten Computerspiele auch zutreffen, aber nicht für unsere Pen&Paper-Rollenspiele. Wenn es nur ums gewinnen geht, ist jede Handlungsweise die dazu führt akzeptabel. Das ist aber beim Rollenspiel nicht der Fall! Hier geht es auch darum ansprechende, interessante und abwechslungsreiche Charaktere und Handlungen zu erschaffen.

Das für Sirlin uninteressante Verhältnis von gewinnbringenden zu allen Optionen ist somit im Rollenspiel fast das einzige, was zählt, denn die Optionen beim Rollenspiel haben meist auch Bedeutung. Es könnte also dazu kommen, dass ein Spieler etwa eine besondere Waffe benutzen möchte, die im Kulturkreis seines Charakters eine gewisse Bedeutung hat. Wenn diese jetzt keine gewinnbringende Option ist, ist das Spiel für unsere Zwecke unbalanciert, einfach weil eine im Hintergrund des Spiels verankterte und damit bedeutungsvolle Option herausfällt.

Es ist dagegen unter Umständen völlig akzeptabel von vornherein überhaupt nur eine mechanische Option zu haben.

Samstag, Oktober 18, 2008

{{in universe}}

Nabend.

Ich bin kein großer Freund von Licensed RPGs, denn viele haben das in diesem Beitrag beschriebene Problem. Ich greife beispielhaft ein solches Spiel heraus, das ich besaß, verkaufte und die Person bedauerte, der ich es angedreht hatte: Das Authority-Spiel von Guardians of Order.

Der Kardinalfehler an diesem Werk ist ganz einfach: Es bildete ab, was bis zu einem bestimmten Zeitpunkt (hier: bis zum Ende der dritten Storyline) geschehen war, statt sich damit zu beschäftigen, wie Authority-Geschichten funktionieren.

Zunächst wurde also peinlich genau wiederholt, was in den drei Storylines passiert war. Das ist vergleichsweise unnötig, denn wer das Spiel kauft, wird die Comics wohl gelesen haben. (Selbst wenn das nicht zutreffen sollte, wird es Wikis geben, die detaillierte Infos kostenlos und vollständiger zur Verfügung stellen.)

Damit könnte man aber noch leben. Aber dann gehts los:



Es wird eine Liste mit Orten aufgezählt, die der Carrier, also das inter-dimensionale HQ-Raumschiff der Truppe, besucht hat. Das klingt für alle, die die Serie nicht kennen, gar nicht so dumm. Ein Atlas des Multiversums vielleicht?

Weit gefehlt. Diese Orte kommen immer vor, wenn die nächste Szene auf dem Carrier spielt. Man sieht also ein Bild, des Carriers in irgendeiner fantastischen Umgebung mit einer gelben Box, in der so Dinge stehen wie:

DER CARRIER - mit Reisegeschwindigkeit über dem Gedankenbarrierenriff treibend, wo sich die Hirne der latenten Telepathen im Schlaf verschmelzen...

Und dann steht in diesem Rollenspiel-Produkt tatsächlich drin, dass es einen Ort namens "Gedankenbarrierenriff" gibt, wo sich die Hirne usw... Dabei kommt kein solcher Ort in den Comics jemals zweimal vor!

Die Autoren hätten eine Zufallstabelle damit machen sollen oder sowas, aber in jedem Fall müsste man das Konzept erklären.

Und eine Runde, die was auf sich hält, würde die Orte, die in den Comics vorkommen, meiden wie Star Trek schon vorgekommene Subraum-Phänomene. Ja, denn dieses spezielle Phänomen ist bei lizensierten Rollenspielen nicht einzigartig: Ich habe hier das Star-Trek-Rollenspiel von Decipher, das geträulich die Subraum-Phänomene aus vier Serien auflistet. Dabei gehört auch zu diesen der Hinweis, doch bitte an "Subraum-" ein unverbrauchtes Wort dranzuhängen.



Aber wir waren ja bei der Authority. Und dieses Spiel enthält nützliches Material, z.B. die Werte der Authority-Mitglieder. Die Werte, wohlgemerkt, nach Handlunbsbogen #3.

Und auch hier wird völlig über das Konzept der Serie drübergebügelt. Die Fähigkeiten, die die Charaktere bis dahin darstellen sind höchstens Ausschnitte ihres Potentials. Sie werden das in jeder darauffolgenden Folge toppen und sie haben dazu immer das Richtige im Ärmel.

Wenn man das mit dem da verwendeten TriStat-System machen wollte, müsste man wohl vor jedem Abenteuer den Charakteren einen Riesenhaufen Charakterpunkte geben, damit sie die im richtigen Moment reflexiv einbauen können. Aber davon findet sich natürlich nichts.

Auch hier wurde somit die Funktionsweise der Vorlage zugunsten ihres bisherigen Inhalts verkannt.

Sonntag, Oktober 12, 2008

Crunch und Regeln im Clinch

Moin.

D&D 4e ist in aller Munde und eine Sache fällt mir verstärkt auf: Viele Leute kennen zwar die ganzen Crunchy Bits, die Powers und Classes auswendig, aber nicht die Regeln die dafür gelten.

Das erste mal fiel mir sowas auf als ich damals Magic spielte. Da gabs dann Kiddies, die zwar ganze Kartensätze kannten, aber das Regelheftchen nie gelesen hatten und dann mit ganz merkwürdigen Interpretationen kamen, wie dieses oder jenes funktioniere. ("Effektstapel" war immer ein ganz beliebtes Thema.)

Zugegeben ist das bei Rollenspielen nicht auf D&D beschränkt. Auch bei Magus: Die Erleuchtung sah ich sowas oft: Kennt zwar die Sphären, weiß aber eigentlich nicht wie Magiewürfe funktionieren.



Es scheint wohl so zu sein, dass das Lesen der Regeln zu anstrengend ist bzw. der Nutzer davon ausgeht, das auch so zu können. Crunch kann man so nebenbei immer mal durchstöbern. Die Abschnitte sind so kurz, dass man mal zwischendurch ein paar aufsaugen kann.

Wie vermeidet man sowas?

- D&D 3.5 macht das bei Feats gelgentlich sehr schön, wenn nach der Regel noch der Normal-Eintrag kommt, der behandelt wie die Grundregel wäre. Das bläht natürlich den Text auf.

- D&D 4e hat vielfach das Problem, dass freie und bedeutsame Keywords ohne Unterschied in einer Liste stehen. Freie sind dabei solche, die selbst keinen Effekt haben, sondern nur Angriffstelle für andere Effekte sind, während wichtige selbst eine Regel aufrufen. Die einfache Möglichkeit das zu vermeiden, ist die freien Keywords einfach kursiv zu setzen.


Zweischneidig scheint es mir möglichst viel aus den Grundregeln auszulagern und bei den einzelnen Crunchy Bits aufzuführen. Dann wird das wenige, was doch in den Grundregeln steht, wie mir scheint erst recht übersehen. Auf der anderen Seite ist das einzeln Aufgeführte natürlich gesichert.

Donnerstag, Oktober 09, 2008

[B&B] Ausblick: Version 0.5

Hiho.

Ich hab die letzten Wochen ein bischen an der nächsten Version gewerkelt.

Nach den letzten Erfahrungen werden folgende Änderungen enthalten sein:

- Die Vorgeschichte wird umgebaut. Die war vielfach einfach zu aufwändig. Die Idee mit dem Kicker hat darüberhinaus nicht sauber funktioniert. Der ist weg. Daher gibts nun:

1x Aushängeschild (ehemals: "Label"). Ich weiß nicht, warum ich nicht vorher drauf gekommen bin, das mit dazuzuzählen.

4x Vorgeschichte. Beliebiges, was sich bis dato zugetragen hat.

2x Verquickungen. Vor diesem Schritt lesen alle ihre Vorgeschichte vor und jeder schreibt dann noch drei Einträge, die auf etwas zurückgreifen, was die anderen geschrieben haben. Das hatte sich beim Spiel auf Epos-Stammtisch ganz von allein so ergeben und das war sehr gut.


Bei der Charakterschaffung gibts für Stufe 0 weiterhin nur noch eine Reserve auf drei, die anderen auf zwei. Bis jetzt fiel ein interessantes Element (die richtige Verteidigung anzuzielen) bis Stufe 1 meistens weg. Das ist dann nicht mehr so.


Der Vorschlag bei Spielbeginn auf Stufe 1 anzufangen fliegt folgerichtig raus. Das ergibt jetzt einfach keinen Sinn mehr, zumal ich das genau einmal für ein Testspiel gemacht habe und danach nie wieder. (Zu aufwändig.)

Mittwoch, Oktober 08, 2008

Was ist Pen&Paper-Rollenspiel?

Guten Morgen.

Weil ichs immer mal wieder brauche: Hier die Definition von Pen & Paper Role-Playing Game (in dieser Formulierung auf meinem Mist gewachsen).

1. Pen&Paper-Rollenspiel (eigentlich: Pen & Paper Role-Playing Game) ist eine Art Gruppenspiel, das normalerweise sitzend, häufig am Tisch gespielt wird. Eine Spielsitzung umfasst meist einen Nachmittag oder Abend.

2. Die Teilnehmer erdenken sich eine fiktive Umgebung, verändern diese durch Erzählung und versetzen sich in diese hinein.

3. Gewisse Figuren in dieser fiktiven Umgebung werden zeitweise oder dauerhaft unter die Kontrolle eines einzelnen Spielers gestellt. ("Der Spieler spielt den Charakter.") Er spricht für sie (ggf. mit verstellter Stimme oder besonderer Sprache) und benutzt vielleicht spezielle Gestik oder Mimik.

4. Vielfach (aber nicht immer) werden spezielle Spielwerte und/oder Zufallsexperimente benutzt, mit denen
a) unerwartete Wendungen und Spannung ins Spiel kommen sollen
b) die Spieler strategisch und taktisch umgehen können, um die fiktive Umgebung in ihrem Sinne zu formen.

5. Es ist darüberhinaus möglich Figuren, Karten oder ähnliche Mittel zur Verdeutlichung des Geschehens in der fiktiven Umgebung zu nutzen, aber der Umgang mit solchen Mitteln ist dem Erzählen und Spielen von Charakteren nachgeordnet. Die meisten Rollenspiele verwenden diese Mittel nicht durchgehend.



Und nun für die vewirrten Väter, Mütter, Lehrer und sonstigen Außenstehenden:

Pen&Paper-Rollenspiele unterscheiden sich von...

...Live-Rollenspielen (auch LARPs, Live Adventure Role-Playing Games) dadurch dass die Spieler meist sitzen bleiben und sich zum Spiel nicht verkleiden. Live-Rollenspiel wird dagegen meist in der Natur oder an passenden Orten in Verkleidung ("Gewandung") und über mehrere Tage gespielt.

...Computer-Rollenspielen dadurch, dass kein PC benötigt wird. Computer-Rollenspiele sind insofern vom Pen&Paper-Rollenspiel inspiriert, dass sie dessen sekundäre Mittel (also gewisse Formen von Spielwerten und Zufallsprozessen) auf ein Computerspiel übertragen haben.

...Brett-/Gesellschaftsspielen dadurch, dass das primäre Mittel und Ziel des Pen&Paper-Rollenspiels die Entwicklung der fiktiven Umgebung durch Erzählung und Ausspielen von Charakteren ist. Ein Spielbrett kommt höchstens unterstützend zum Einsatz.

...Trading Card Games/Collectible Card Games (TCG/CCG), sowie Table-Top-Spielen/Miniaturen-Spielen in gleicher Hinsicht wie von Brett-/Gesellschaftsspielen. Zwar können beim Pen&Paper-Rollenspiel Miniaturen oder spezielle Spielkarten zum Einsatz kommen, diese sind aber immer sekundäre Mittel.

...Abenteuer-Spielbüchern (etwa: Die Insel der 1000 Gefahren) dadurch, dass dass mehrere Spieler benötigt werden und die Handlung nicht exakt durch ein Buch vorgegeben ist. (Auch wenn Rollenspieler vielfach spezielle Bücher benutzen.)

Montag, Oktober 06, 2008

[B&B] Ein|Fluss-Diagramm

Hiho.

Auf besonderen Wunsch von Reinecke habe ich die Regeln zum Thema Einfluss bei B&B in ein Kirk-Diagramm (siehe RPG-Patterns in der Seitenleiste) geschrieben.




Das Ergebnis ist zwar hässlich, aber wie ich hoffe zumindest leserlich. Nicht mehr richtig erkennen kann man leider, dass bei Makel ein Kuller im Kreis (also ein Contested Gauge) stehen soll.

Das Ganze anzufertigen war ein bischen aufwändig, denn das Diagramm ist vergleichsweise detailliert. War aber eine schöne Übung. Die Auswirkungen von Glück und Verletzung hab ich mir trotzdem gespart.

Ich hab weiterhin ein paar eigene Zeichen benutzt:

- Doppelte Linien durch einen Pfeil zeigen ein Limit an, jenseits dessen die Wirkung nicht stattfinden kann. Durchgezogene Pfeile auf den Doppelstrich eröhen das Limit, gestrichelte setzen das Limit runter.

- Die beiden Würfel stehen in einer Kartusche, um anzuzeigen, dass zwei getrennte Abfragen mit einem Wurf erledigt werden.

- Die vertikale Linie vor Gunst soll anzeigen, dass die ankommenden Pfeile gegeneiander aufgerechnet werden. Ablehnung kann die Gunst nicht senken. Sie verhindert nur, dass sie hochgeht.

- Dass die bevorzugte Umgangsform ein Kästchen ist, soll andeuten, dass sich um einen binären Wert handelt, den man gerne auf '1' hat. Die Notation ist nicht von mir, aber ich kann grad nicht sagen, wer sich das ausgedacht hat.

- Die Kartusche um Umgangsform und Einfluss soll andeuten, dass die Werte addiert werden. Einen weiteren Kringel und zwei Pfeile drauf zu zeichnen, wäre wohl besserer Stil gewesen, aber das ist mir jetzt egal.


EDIT: Da ist ein Fehler drin. Der Pfeil auf das Limit von Bonuswürfel zum Würfelzeichen sollte durchgezogen sein. Wenn Vorrat an Grundwürfeln groß ist, ist auch das Limit groß.

Mist. Vielleicht mach ich das die Tage nochmal.

Und nun für etwas komplettlich Anderes...

Wer kennt sie nicht diese Seuche, wie sie um sich greift? In Blog-Beiträgen und Foren-Themen? Selbst bei Leuten, die sonst eigentlich der deutschen Rechtschreibung mächtig sind?

Zeit für etwas orthographische Lernung:

Im Deutschen werden Komposita zusammen- oder mit Bindestrich geschrieben. Das gilt selbst, wenn Eigennamen oder englische Worte in dem Kompositum vorkommen.


Es ist akzeptabel, wenn alle Worte in der Reihung englisch sind, diese (wie im Englischen üblich) als fremdsprachlichen Ausdruck getrennt zu schreiben. Sobald aber irgendein Teil deutsch ist, schlägt die deutsche Rechtschreibung gnadenlos zu.

Es ist also etwa ein PoD-Buch, Cohen-Brothers-Film oder ein Stargate-Episodenguide.


Wie alle Rechtschreibfehler kann sowas mal passieren, aber, liebe Leute, schaut doch wenigstens bei euren Überschriften mal, was ihr verzapft.