Mittwoch, Oktober 07, 2009

SL-Ressourcen

Einen Wunderschönen.

Angeregt durch eine Diskussion bei den Blutschwertern möchte ich mich einem Gegenstand widmen, der gelegentlich als „SL-Regeln“, gelegentlich als „SL-Ressourcen“ bezeichnet wird.

Beide Bezeichnungen sind dabei etwas uneindeutig, denn selbstverständlich unterliegt der SL immer irgendwelchen Regeln (seine Existenz per se ist eine Regel) und nicht alle Regeln, die speziell an den SL gerichtet sind, sind hier gemeint. Ebenso ungenau die andere Bezeichnung „SL-Ressource“, denn die einfachste Umsetzung des bezeichneten Gegenstands ist, den SL mit Ressourcen überhaupt nicht Kontakt kommen zu lassen.

Die grundlegende Idee jedenfalls ist, den SL einer ähnlichen Beschränkung zu unterwerfen, wie sie meist für die übrigen Spieler gilt. Und diese Beschränkung lässt sich wie folgt definieren:

Du darfst nicht einfach Zahlen sagen!

Für den SC-Spieler gilt dies gemeinhin dadurch, dass alle Spielwerte mit denen er zu tun hat, entweder durch Punktkauf oder Prioritätenlisten gewählt und/oder zufällig bestimmt werden. Der Spieler darf also nicht einfach Zahlen auf sein Charakterblatt schreiben, sondern unterliegt gewissen Regeln, welche Zahlen er eintragen darf. (Selbstverständlich könnte man auf solche Regeln auch verzichten.)

Der SL unterliegt nun typischer Weise einer solchen Beschränkung nicht. Wenn seine NSCs Werte haben, kann er die meist nach eigenem Gusto festlegen und hat zudem auch noch potentiell beliebig viele NSCs. Entsprechendes gilt für das Festsetzen statischer Schwierigkeiten für irgendwelche Proben.



Schauen wir uns nun zunächst mal ein solche Wertsetzungsbeschränkung für den Spielleiter an. Ich nehme einmal Donjon als Beispiel.

Hier haben SCs und NSCs grundsätzlich den gleichen Satz Werte. Die allgemeine Mächtigkeit eines Charakters wird durch eine Erfahrungsstufe angegeben. Abhängig von dieser Stufe werden die übrigen Spielwerte des Charakters festgelegt.

Weiterhin gibt es nun ein Spielelement genannt Donjon Level. Dieses legt der Spielleiter für bestimmte Regionen fest. Abhängig von dieser Donjon-Stufe nun werden die SCs auf Monster mit bestimmten Stufen treffen. (Etwa die Donjon-Stufe +1.)

Inwiefern nun ist die Setzung von Spielwerten durch den SL beschränkt? Ganz klar, die Spieler schicken ihre Charaktere freiwillig in den gefährlichen Bereich. Dadurch ist der Einsatz gewisser Monsterstufen gleichsam abgesegnet.

Weiterhin ist die Monsterstufe für den SL ein Contested Gauge (d.h. sowohl hohe als auch niedrige Werte sind gut und schlecht zugleich). Denn hochstufige Monster bringen den SCs mehr XP, wenn sie sie besiegen und zusätzlich die Möglichkeit teurere Schätze zu erlooten.

Auf diese Weise geht es nun weiter. Der SL kann seinen Monstern magische Gegenstände mit einem Wert gleich der Stufe des Monsters in die Hand drücken. Diesen Gegenstand werden die SCs dann aber bei einem Sieg mit Sicherheit erbeuten. Auch diese Möglichkeit ist als contested.



Moment... Monsterstufen und eskalierende Dungeon-Levels... das gabs doch irgendwo schon mal oder? Jo, genau. Die Idee, die hier besprochen wird ist nicht neu, sondern schon im Ur-D&D zu finden.

In der Tat, die meisten SLs werden ihre unbegrenzten Wertsetzungsmöglichkeiten irgendwie beschränken. Wenn die SC-Spieler die Möglichkeit haben sollen etwas Sinnvolles zu erreichen und die Handlung irgendwann einmal zu einem (mindestens zwischenzeitigen) Abschluss kommen soll, muss mit der freien Wertsetzung irgendwann Schluss sein.

Die Frage ist dann nur, inwieweit das benutze Regelwerk diesen nötigen Schritt schon vorwegnimmt.

In den nächsten paar Beiträgen will ich nun ein paar Möglichkeiten, den SL einzuschränken, und ihren spezifischen Nutzen beleuchten.


Danke für Aufmerksamkeit, bei Fragen fthagn.

6 Kommentare:

Drak hat gesagt…

Klingt für mich etwas danach, als würde dadurch ein Wettbewerb zwischen Spielern und SL gefördert - was für mich relativ uninteressant ist.

Meine NSCs sind meist so stark/schwach, dass die SCs sie besiegen können, weil es für mich als SL nicht interessant ist, die SCs sterben zu sehen.

Allerdings denke ich, dass es für SL eine interessante Hilfestellung sein könnte, wenn das Regelwerk ihm hilft, Machtstufen der NSCs zu finden.

Eine Idee für's EWS wäre z.B., dass alle feindlichen NSCs (mit denen es Konfrontationen gibt) zwischen zwei Erholungsmöglichkeiten zusammengerechnet höchstens so viele Punkte haben sollten wie die Charaktere.

Sobald sie mehr haben, wird das Abenteuer nämlich sehr tödlich...

Anonym hat gesagt…

Hm, ich finde das damit "Regeln für den SL" ist irgendwie ungünstig formuliert. Denn wer soll kontrollieren ob der SL sich an die Regeln hält? Und was ist die Grenze? Darf ein SL nun nur Encounter mit maximal Gruppenstufe + 1 an einem Abend haben? Oder maximal 3 der Gruppenstufe und beliebig viele der Gruppenstufe - 3? Was aber, wenn die Spieler sich nun 'mal entschließen Elminster oder andere mächtige NSC/Monster platt zu klopfen? Darf er dann die Regel verletzen? Das durch eine Regel zu lösen finde ich recht unpraktisch. Aber natürlich soll ein SL gesunden Menschenverstand walten lassen und die NSC nicht einfach "irgendwie" stark machen.

Das Problem was ich bei vielen Systemen sehe ist das, was Drak schildert: Wie beurteile ich überhaupt wie stark ein NSC ist? bei D&D klappt das zumindest in 3e und 4e gut. Bei stufenlosen Systemen wir SR ist es hingegen kaum möglich, das kann man nur als erfahrener SL vernünftig hin kriegen.

Trotz allem ist es natürlich Aufgabe des SL den Spielern Herausforderungen zu bieten und sie weder mit völlig unfähigen oder überraschend überstarken Gegner zu quälen.

Anonym hat gesagt…

Sind diese SL-Ressourcen nicht auch ein zentraler Aspekt von EPOS?

@Cloni: Es kommt natürlich darauf an, wie man diese Beschränkungen genau setzt. Für ein Noir-Rollenspiel hatte ich mir mal etwas ähnliches überlegt (da allerdings nicht zur Kampfkraftbegrenzung).

Ich vermute, in Donjon haben die Spieler schon eine Möglichkeit, die Einhaltung zu überprüfen. Kommt halt immer darauf an, wie transparent die Werte gehalten werden. (Bei D&D sind die Werte ja dadurch transparent, dass jeder ernsthafte Spieler das Monsterhandbuch hat :-D ).

Ich finde den Ansatz im Prinzip nicht schlecht, aber die Umsetzung ist vermutlich schwer (dann braucht man auf einmal Balancing!). Letztlich eine Frage des gewünschten Spiels … wie alles.

Stefan / 1of3 hat gesagt…

Überprüfen geht bei Donjon jetzt höchstens nach dem Spiel, aber warum sollte das jemand tun wollen? Ich rechne doch auch nicht nach, ob die Charakterpunke bei meinen Mitspielern richtig sind.


Drak scripsit:
" Klingt für mich etwas danach, als würde dadurch ein Wettbewerb zwischen Spielern und SL gefördert - was für mich relativ uninteressant ist. "

Bei Donjon ist das der Fall. Gibt aber noch ein paar andere mögliche Ziele. Dazu beim nächsten mal.


The clone scripsit:
" Wie beurteile ich überhaupt wie stark ein NSC ist? bei D&D klappt das zumindest in 3e und 4e gut. Bei stufenlosen Systemen wir SR ist es hingegen kaum möglich, das kann man nur als erfahrener SL vernünftig hin kriegen. "

Stimmt. Großer Nachteil.

Anonym hat gesagt…

Die Sache mit den Ressourcen ist nicht schlecht, aber sie bringt halt das Problem mit sich, das die Begegnungen zu berechenbar sind. Den Spielern wird immer nur Kram in mundgerechten Stücken verabreicht und sie können sich fast sicher sein, dass es kein Aua gibt.

Spannender finde ich Ressourcen, wenn sie dem SL zur freien Verfügung stehen, um auch mal echte Brocken ins Spiel zu werfen, die man nicht durch Plan B besiegen kann.

Stefan / 1of3 hat gesagt…

Ja richtig, ich denke, da muss man ggf. einen Mittelweg finden.